Ersten Kontakt mit der Digitalisierung hatten viele Stadtwerke eher zwangsweise im Sommer 2020. Die erste Corona-Welle ebbte ab, der Lockdown wurde gelockert und Freibäder durften öffnen, allerdings unter strengen Hygieneregeln und nur mit kontaktlosem Bezahlvorgang. Das zwang kommunale Dienstleister zu digitalen Ticketing-Systemen für ihre Bäder, die eine coronakonforme Erfassung der Kundenkontaktdaten ermöglichten. BürgerInnen registrieren sich online, hinterlassen – nicht nur zur Kontaktnachverfolgung – ihre Daten und kaufen ihre Tickets bequem im Web. Schlangen vor der Freibadkasse werden vermieden, Besucherströme können gesteuert werden. Für Bäder, aber auch Theater oder Museen war das unter Corona-Bedingungen von zentraler Bedeutung. Im 3. Coronajahr schätzen viele Stadtwerke zwar die Vorteile digitaler Ticketing-Lösungen, doch vielen ist nicht bewusst, welches wirkungsvolle Werkzeug ihnen damit für ihre Geschäftsentwicklung zur Verfügung steht. Im Kern geht es um die Nutzung der gewonnen Kundendaten. Zentrales Problem der Stadtwerke als kommunale Energieversorger ist die seit Jahren rückläufige Wertschöpfung. Sinkende Margen bei steigendem Wettbewerb durch neue Anbieter im Energiemarkt, aber auch in anderen Bereichen ihres Angebotsportfolios, zwingen sie zum Umdenken. Obwohl Stadtwerke einen Großteil der BürgerInnen als KundInnen für Energie, ÖPNV, Bäder, Parken, E-Mobilität, etc. haben, werden deren Kundendaten meist dezentral in verschiedenen Systemen erfasst und verwaltet. Eine ganzheitliche Sicht auf das einzelne Kundenprofil, auf Verträge, Kundenverhalten und Bedürfnisse ist kaum möglich. Die Stadtwerke können den „Datenschatz“ Ihrer KundInnen nicht heben, und daher auch nicht die Potenziale zur Kundenbindung sowie für neue digitale Angebote nutzen.